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Schwangerschafts­diabetes

(Gestations­diabetes)


Diese Diabetesform tritt während einer Schwangerschaft auf und verschwindet in der Regel nach der Geburt des Kindes wieder. Jedoch bleibt ein erhöhtes Risiko einen Diabetes mellitus Typ 2 zu entwickeln.


Ursachen

  • Hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft
  • Vererbung (Diabetes mellitus Typ 2 in der Familie)
  • Lebensstil (z. B. Übergewicht, wenig Bewegung)


Nach der Geburt


In der Regel normalisiert sich der Blutzucker nach der Geburt des Kindes zwar wieder, jedoch besteht lebenslang ein erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Eine gesunde Ernährungsweise und ausreichend Bewegung sind deshalb auch nach der Schwangerschaft weiterhin wichtig.

Darüber hinaus sollte 4 bis 12 Wochen nach der Geburt wieder ein Zuckerbelastungstest (oGTT) als ärztliche Kontrolluntersuchung durchgeführt werden. Ist dieser in Ordnung, sollte er alle 2 bis 3 Jahre wiederholt werden oder zumindest der Nüchternblutzucker, eine Spontanzuckermessung und/oder der HbA1c (Blutzuckerlangszeitwert) bestimmt werden.




Risikofaktoren


Grundsätzlich kann jede schwangere Frau einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln.


Besondere Risikofaktoren sind unter anderem ...

  • Schwangerschaftsdiabetes in einer vorhergegangenen Schwangerschaft
  • Übergewicht vor der Schwangerschaft
  • Starke Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
  • Alter (über 35 Jahre)
  • Bluthochdruck und/oder Fettstoffwechselstörung
  • Metabolisches Syndrom
  • Typ 2 Diabetes in der Familie
  • Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, die stark von Diabetes betroffen ist (z. B. asiatische, lateinamerikanische oder arabische Herkunft)

Stillen (für mindestens 3 Monate) reduziert das Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken.


Mögliche Folgen für Mutter und Kind


Schwangere Frau sitzt bei der Ärztin zur Besprechung. © shutterstock Inc.Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft können negative Auswirkungen haben. 


Für die Mutter

  • Häufige Harnwegsinfektionen
  • Vaginale Infektionen, verbunden mit erhöhtem Risiko für eine Frühgeburt
  • Höhere Wahrscheinlichkeit für Komplikationen bei der Geburt und Kaiserschnitt
  • Erhöhtes Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes bei jeder weiteren Schwangerschaft
  • Erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung eines Typ 2 Diabetes
  • Erhöhtes Risiko für eine Schwangerschaftsgestose


Für das Baby

  • Übermäßiges Wachstum mit einem Geburtsgewicht über 4.500 g (sog. Makrosomie), aber auch sehr geringes Geburtsgewicht möglich
  • Erhöhtes Risiko für Fehlbildungen, häufigeres Auftreten von Fehl- und Totgeburten
  • Erhöhte Rate an Geburtskomplikationen
  • Zu niedriger Blutzucker in den ersten Tagen nach der Geburt, Anpassungsschwierigkeiten
  • Erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung von Diabetes, Übergewicht


Wichtig: Mit einer optimalen Therapie – bestehend aus der passenden Ernährung, ausreichend Bewegung, einer adäquaten Gewichtszunahme, Blutzuckerselbstmessungen und bei Bedarf Insulin – können Risiken minimiert und Komplikationen weitgehend vermieden werden.




Diagnose


Die Diagnose des Schwangerschaftsdiabetes erfolgt durch einen Blutzuckerbelastungstest (oraler Glukosetoleranztest, kurz oGTT). Dieser ist im Mutter-Kind-Pass verankert und wird normalerweise zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Bei erhöhtem Risiko (z. B. wenn schon in einer vorangegangenen Schwangerschaft ein GDM aufgetreten ist) wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt den Test gleich zu Beginn der Schwangerschaft durchführen. Dabei wird der Blutzucker nüchtern sowie ein und zwei Stunden nach Trinken einer Zuckerlösung gemessen. Wird bei der Blutabnahme ein erhöhter Zuckerwert festgestellt, spricht man vom Schwangerschaftsdiabetes.

Ein GDM liegt vor, wenn ein oder mehrere Blutzuckerwerte erhöht sind:

  • Nüchtern: ≥ 92 mg/dl
  • 1 Stunde nach Trinken der Zuckerlösung: ≥ 180 mg/dl
  • 2 Stunden nach Trinken der Zuckerlösung: ≥ 153 mg/dl

Ein diagnostizierter Schwangerschafts­diabetes kann sehr gut behandelt werden. 

Therapie


Die Therapie des Gestationsdiabetes besteht aus Blutzuckerselbstmessungen, ausreichend Bewegung und einer bewussten Ernährung.

Frau in hellblauem T-Shirt misst Blutzucker mit Pen. © shutterstock Inc.
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Blutzucker-Selbstmessung


Damit eine optimale ärztliche Behandlung möglich ist, sind Blutzucker-Selbstmessungen für eine gewisse Zeit erforderlich. Normalerweise werden mindestens 4 Messungen pro Tag empfohlen: nüchtern und jeweils 1 Stunde nach Beginn der Hauptmahlzeiten (4-Punkt-Tagesprofil). 

Wichtig ist die genaue Dokumentation der Blutzuckerwerte in einem Diabetes-Tagebuch.

Ziel der Therapie ist es, den Blutzucker in folgenden Normbereichen zu halten:

Zeitpunkt  der

Blutzuckermessung

Blutzucker (in mg/dl)

Nüchtern/vor dem Essen < 95 mg/dl

1 Stunde nach dem Essen

< 140 mg/dl

Werden die oben genannten Zielwerte nicht erreicht, kann eine Insulintherapie notwendig werden.






Bewegung


Bewegung verbraucht Energie, dadurch sinkt der Blutzucker. Auch das Insulin wirkt wieder besser.
Außerdem können Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten (z. B. durch Spazierengehen nach dem Essen) abgefangen werden. 

Sowohl Alltagsbewegung als auch Sport wirken sich positiv auf den Blutzucker aus. Allgemein werden mindestens 150 Minuten in der Woche empfohlen. Dauer und Intensität sollten jedoch immer mit Ihrer betreuenden Ärztin oder Ihrem betreuendem Arzt individuell besprochen werden.


Bewegung im Alltag

  • öfter zu Fuß gehen
  • die Treppe statt den Lift nehmen

Sport

  • Nordic Walking, leichtes Wandern, Schwimmen, (Wasser)gymnastik sind im Normalfall kein Problem. 
  • Sportarten, die ein erhöhtes Sturzrisiko mit sich bringen (wie z. B. Reiten oder Mountainbiken) sind nicht zu empfehlen. 




Gewicht – Wie viel zunehmen?

Eine adäquate Gewichtszunahme unterstützt die Behandlung enorm. Generell kann man sagen, dass Frauen mit ...

Tabellen Bezeichnung
GewichtBMIkg
Untergewicht< 18,5

13 – 18 kg

Normalgewicht

18,5 – 24,9

11 – 16 kg
Leichtem Übergewicht25 – 29,9

7 – 11 kg

Starkem Übergewicht> 305 – 9 kg 

... zunehmen sollten.

Auch wenn Gestationsdiabetes und Übergewicht vorliegen, ist eine Gewichtsreduktion während der Schwangerschaft oder Stillzeit nicht empfohlen! Denn eine zu starke Gewichtsabnahme könnte eine Gefahr für das ungeborene Baby bedeuten. Ein Gewichtsstillstand bzw. eine leichte Abnahme von 1 – 2 kg zu Beginn der Ernährungsumstellung sind jedoch unbedenklich.

Ernährung


Eine ausgewogene Ernährung leistet einen wichtigen Beitrag zur Therapie. Entscheidend sind die Zusammensetzung, die Menge und der Zeitpunkt einer Mahlzeit.


Mehrere kleine Mahlzeiten

  • Je größer die Kohlenhydratmenge einer Mahlzeit, umso höher kann der Blutzuckeranstieg ausfallen. Daher ist es ratsam, etwa 5 – 6 kleine Mahlzeiten über den Tag zu verteilen. So kommt es bei guter Sättigung zu geringeren Blutzuckeranstiegen.
  • Da oft in der Früh die Insulinwirkung schlechter ist als am Tag, kann es sinnvoll sein, das Frühstück auf 2 kleinere Mahlzeiten aufzuteilen, um zu hohe Blutzuckerwerte zu vermeiden.
  • Eine kleine Spätmahlzeit (z. B. 1/4 l Naturjoghurt oder Buttermilch) kann die Bildung von Ketonkörpern (entstehen bei zu langen Fastenphasen) über Nacht verhindern und auch hohen Nüchternwerten in der Früh vorbeugen.


Zu jeder Mahlzeit reichlich frische Rohkost, knackige Salate und schonend gegartes Gemüse    

Gemüse liefert nicht nur wertvolle Vitamine und Mineralstoffe, es enthält außerdem Ballaststoffe, die den Blutzuckeranstieg einbremsen! Darüber hinaus ist es kalorienarm und hilft damit, das Gewicht im Rahmen zu halten. 


Bester Umgang mit Zucker

  • In Getränken gelöst wird Zucker besonder rasch aufgenommen. Limonaden, Obstsäfte (auch ohne Zuckerzusatz!) und Wellness-Getränke (Mineralwasser mit Geschmackszusatz) sollten daher durch Wasser, Mineralwasser, ungesüßten Früchtetee und bei Bedarf gegen kleine Mengen zuckerfreie Limonaden ausgetauscht werden. Süßstoff in kleinen Mengen eingesetzt, gilt als unbedenklich.
  • Haushaltszucker (auch brauner Zucker), Traubenzucker und auch alternative Süßungsmittel (Ahornsirup, Agavendicksaft, Honig, Kokosblütenzucker ...) pur und Produkte, in denen diese enthalten sind, führen zu einer starken Blutzuckererhöhung und sollten deswegen wenn überhaupt nur sehr sparsam konsumiert werden.
  • Obst sollte auf keinen Fall im Speiseplan fehlen. 2 Handvoll über den Tag verteilt gegessen sind optimal. Besonders bei sehr süßem Obst wie Bananen, Weintrauben und Kirschen aufgrund ihres hohen Zuckergehalts sollte auf die Menge geachtet werden! Trockenfrüchte und sehr überreifes Obst sollten gemieden werden.
  • Auch Weißmehlprodukte wie Semmeln, Weißbrot, Toastbrot oder Baguette werden rasch im Darm zerlegt und führen zu einem steilen Zuckeranstieg. Deswegen sollten möglichst grobe Vollkornprodukte bevorzugt werden. Diese werden nur langsam verdaut und führen daher zu einem geringeren Blutzuckeranstieg. Heißhungerattacken kann so sinnvoll vorgebeugt werden.


Fette und Öle gezielt verwenden    

  • Von allen Nährstoffen liefert Fett am meisten Energie. Bei bestehendem Übergewicht ist es sinnvoll, sich fettbewusst zur ernähren. Es empfiehlt sich deswegen auf versteckte Fette z. B. in Wurst, Wurstwaren, Fertigprodukten, Fast Food zu achten.
  • Da ungesättigte Fettsäuren wichtig für die Entwicklung des Babys sind, sollten hochwertige Öle (wie z. B. Rapsöl, Olivenöl, Walnussöl, Leinöl) gezielt für die Zubereitung von Speisen eingesetzt werden. Täglich 1 handvoll Walnüsse und 2 Portionen Fisch pro Woche tragen ebenfalls zu einer guten Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren bei.

Informationen für Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes


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